Moskauer und Leningrader
Die Moskauer Phonologen R.I.Avanessov, P.S.Kuznezov, F.F.Reformatskij, V.N.Sidorov, A.M.Suchotin entwickelten in den 20-30-er Jahren die morphologische Phonemkonzeption von J. Baudouin de Courtenay weiter.
Die wichtigsten theoretischen Grundlagen der Moskauer Phonologischer Schule:
● Phonem ist eine veränderliche Komponente des Morphems
● Kriterium der Morphemidentität für die Phonemidentifizierung (ср. «тождество морфемы определяет границы и объём понятия фонемы»)
● Phoneme funktionieren in starken und schwachen Positionen
● Phoneme werden in den starken Positionen ermittelt
R.I.Avanessov führte in die Phonologie solche Begriffe wie „starkes und schwaches Phonem“, „starke und schwache Positionen“.
Der russische Sprachwissenschaftler L.W. Ščerba – Nachfolger und Schüler von J. Baudouin de Courtenay – entwickelte die Phonemtheorie seines Lehrers weiter.
Die wichtigsten theoretischen Grundlagen:
● Phonem ist das kürzeste Element allgemeiner akustischer Vorstellungen einer Sprache, das sich mit Bedeutungsvorstellungen verbinden kann (ср. «фонема – это кратчайший элемент общих акустических представлений данного языка, способный ассоциироваться в этом языке со смысловыми представлениями»)
● Phonem erfüllt eine bedeutungsunterscheidende Funktion
● Phonem ist ein potentieller Bedeutungsträger
Im Zusammenhang mit dem Phonembegriff entwickelte L.W. Ščerba den Begriff Phonemvariante. Als Phoneme sind diejenigen Varianten aufzufassen, die von der Lautumgebung am wenigsten abhängig sind (ср. «фонемами являются те оттенки, которые находятся в наименьшей зависимости от окружающих условий»)
Zu den Schülern und Nachfolgern von L.W. Ščerba gehören L.R.Zinder, M.I.Matussewič, L.W.Bondarko, L.A.Verbizkaja u.a. Sprachforscher. Die Leningrader Phonologen betrachten das Phonem als eine phonetisch-phonologische Einheit, die in den Sprechlauten der Rede realisiert wird und eine sprachlich-distinktive Funktion ausьbt.